Mit seiner mitreißenden Rede beim außerordentlichen SPÖ-Bundesparteitag hat Andreas Babler für Begeisterung und viel Applaus gesorgt. Jetzt startet der neue SPÖ-Parteichef das Comeback der Sozialdemokratie und will bis zum Herbst jeden Bezirk in Österreich besuchen. Wir haben mit Andi über seine Pläne für ein leistbares Leben, eine selbstbewusste Sozialdemokratie und die Aufbruchsstimmung in der Partei gesprochen.
Lieber Andi, du hast es vom Schichtarbeiter zum SPÖ-Vorsitzenden gebracht. Was ist das Geheimnis deines Erfolgs?
Ich habe ein vielfältiges Leben geführt. Als Schichtarbeiter, als Bürgermeister. Ich bin um fünf in der Früh aufgestanden und habe an der Füllmaschine gearbeitet. Später habe ich im zweiten Bildungsweg einen Universitätsabschluss gemacht. All das hat mich geprägt. Aber entscheidend ist: Ich bin der Typ, der Menschen liebt. Wenn man sich ehrlich um die Anliegen der Bürger*innen kümmert, dann gewinnt man das so wichtige Vertrauen der Menschen.
In deinen Reden sprichst du viel vom Rechtsanspruch statt Almosen. Zeichnet das dein Menschenbild aus?
Ja, denn für mich ist klar, dass alle Menschen Rechte haben: auf eine leistbare Wohnung, gute Bildung, eine erstklassige Gesundheitsversorgung. In einer sozialdemokratischen Welt sind Menschen keine Bittsteller*innen. Sie haben Rechte! Wir sind ein offensives Gegenmodell zu ÖVP und FPÖ und kämpfen um die Rechte, die uns zustehen. Ich trete mit einem Programm an, das konkrete Verbesserungen für 90 Prozent der Menschen bedeutet.
Du bist mit 100 Prozent zum SPÖ-Klubvorsitzenden gewählt worden. Welche Projekte wirst du im Parlament als Erstes angehen?
Als Erstes wollen wir dafür sorgen, dass das Leben in Österreich wieder leistbar wird. Niemand soll schlaflose Nächte haben, weil er oder sie die Stromrechnung oder den Wochenendeinkauf nicht bezahlen kann. Genauso wichtig ist es, die Kinderarmut zu beenden. Kein Kind soll in schimmligen Wohnungen leben und sich nur von Nudeln und Toastbrot ernähren müssen. Darum brauchen wir eine Kindergrundsicherung.
Du hast dich offensiv für eine Millionärsabgabe ausgesprochen. Eine Frage der Gerechtigkeit?
Genau! In Österreich herrscht ein Ungleichgewicht zwischen den Steuern auf Arbeit und denen auf Vermögen. Diese Ungerechtigkeiten in Verteilungsfragen müssen endlich beseitigt werden. Vermögen ab einer Million sollen besteuert werden. Damit haben wir finanziellen Spielraum, um Programme umzusetzen: Wir brauchen das Geld für Bildung, Pflege und die Energiewende.
Worauf müssen sich die anderen Parteien einstellen?
Man muss mit einer selbstbewussten und kantigen Sozialdemokratie in diesem Land rechnen, die sehr erfolgreich und sehr stark sein wird. Die Sozialdemokratie soll den Kanzler stellen. Damit wieder etwas weitergeht in unserem Land und es ein gutes Leben für alle gibt.
In der Sozialdemokratie spürt man eine große Aufbruchsstimmung. Wie willst du diesen Schwung für deine Arbeit und die kommenden Wahlen mitnehmen?
In den letzten Tagen und Wochen ist viel in Bewegung gekommen. Das zeigt der Umstand, dass wir in kürzester Zeit mehr als tausend neue Mitglieder dazubekommen haben. Für eine starke Sozialdemokratie brauchen wir alle. Vom Mühlviertel bis zum Neusiedler See, von Wien bis nach Vorarlberg. Jeder Bezirk muss sich einbringen. Jedes Mitglied ist wichtig. Das Comeback der Sozialdemokratie startet jetzt!
ANDREAS BABLER (50) ist seit 6. Juni 2023 Bundesparteivorsitzender der SPÖ. Der Vater einer Tochter und begeisterte Fußball-Fan ist Bürgermeister von Traiskirchen.